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Bedürfnis und Wunsch – erkennen und unterscheiden

Nichts liegt uns Eltern mehr am Herzen, als das Wohlergehen unserer Kinder. Deswegen ist es keine Seltenheit, dass wir ihnen nahezu jeden Wunsch erfüllen wollen.
Ob das nun gut oder schlecht ist, mag ich nicht beurteilen – ich glaube fast, niemand muss seinem Kind nahezu jeden Wunsch erfüllen.
Allerdings möchte ich in diesem Post versuchen, Eltern empathischer für die Bedürfnisse des Kindes zu machen, welche hinter einem Wunsch stecken (könnten).
Dazu müssen wir uns erst einmal mit dem Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis befassen und analysieren warum es überhaupt so wichtig ist, einen Unterschied zu (er)kennen.

Wunsch und Bedürfnis – Wo liegt der Unterschied?

Nun wollen wir die verschiedene Arten von Bedürfnissen kennenlernen.
Dazu habe ich hier folgende Übersicht für euch:

Grundbedürfnisse sind etwas ganz allgemeines. Fast alle dieser Bedürfnisse können von, bzw. durch eine x-beliebige Personen gestillt werden.
Beispiele für die Grundbedürfnisse sind Nahrung, Kleidung, ein Heim, körperliche Unversehrtheit, Ruhe/Erholung usw. Vereinfacht ausgedrückt: Alles was zum Überleben notwendig ist, auch ohne hohe Ansprüche.

Wahlbedürfnisse werden unterteilt in Kulturbedürfnisse und Luxusbedürfnisse,
wobei in z. B. der westlichen Wirtschaft viele Luxusbedürfnisse zu den Grundbedürfnissen gezählt werden.
Daher spricht man von “Bedürfnissen im Wandel der Zeit”. Zu den Kulturbedürfnissen zählen u.a. Kultur, Bildung, Unterhaltung. Dies alles ist NICHT zwingend lebensnotwendig.

Zu den Luxusbedürfnissen zählen luxuriöse Güter wie z. B. Auto, Handy/Smartphone, Fernseher, Haus usw.
Theoretisch sind sie NICHT lebensnotwendig, aber wie oben erwähnt, zählen einige dieser “Luxusgegenstände” in der westlichen Wirtschaft schon zu den Grundbedürfnissen. Deswegen dürfen Fernseher oder Computer in Deutschland nicht gepfändet werden, da sie hier zu den Grundbedürfnissen gehören. (Information und Unterhaltung, sowie die Voraussetzung für eine evtl. (neue) Arbeitsstelle.)

Ein Wunsch steckt immer hinter einem Bedürfnis. Ein Wunsch ist nämlich etwas ganz konkretes.
Beispielsweise ein ganz bestimmtes Nahrungsmittel, ganz spezielle Kleidung (Marke), oder Entspannung durch eine bestimmte TV-Sendung. Auch der Wunsch nach einem bestimmten Auto, oder einem bestimmten Schulabschluss.

Warum ist es für uns so wichtig einen Unterschied zu (er)kennen?

Nun, zum einen ist nicht jeder Wunsch gesund. Zum anderen ist es oftmals auch eine Geldfrage. Nicht jeder kann und will sich alles leisten, was sein Kind sich “wünscht”. Wenn wir nun das versteckte Bedürfnis hinter dem Wunsch unserer Kinder erkennen, fallen uns evtl. Alternativen ein, um das Bedürfnis zu decken, ohne direkt den Wunsch zu erfüllen.  Außerdem erkennen wir (je nach Alter des Kindes) vielleicht auch die Wichtigkeit des direkten Wunsches für unser Kind und es hilft uns offener ihm gegenüber zu sein und seinen Wunsch, trotz unserer anfänglichen Zweifel, zu erfüllen. Manchmal sind es nämlich einfach unsere eigenen Ängste, Sorgen oder unsere Erziehung, die wir selbst erlebt haben, die uns im Weg steht. Wie schön ist es dann doch hinter die Kulissen zu schauen, was uns Sorge bereitet.

Wie hilft uns das nun im bedürfnisorientierten Umgang mit unseren Mitmenschen, allem voran unseren Kindern?

Dazu müssen wir kurz ergründen, was bedürfnisorientiert Leben bedeutet.

Innerfamiliär richtet sich das Leben vorrangig nach den Bedürfnissen der (kleineren) Kindern/Hilfebedürftigen, denn diese sind zumeist nicht in der Lage ihre Bedürfnisse vollumfänglich selbst zu stillen.
Dann liegt es an uns Erwachsenen, die Bedürfnisse genau zu erkennen und zu unterscheiden zwischen Grund- und Wahlbedürfnis.
Merke: Grundbedürfnisse müssen immer und möglichst umgehend gestillt werden, nur nicht zwingend auf die Art, die sich das Kind gerade jetzt wünscht (Kind hat Hunger und möchte etwas Bestimmtes essen, was gerade nicht im Haus ist – wirklicher Hunger kann aber ebenso mit etwas anderem gestillt werden); Wahlbedürfnisse können auch hinten angestellt werden, bzw. spielen eine etwas untergeordnetere Rolle – aber auch hier ist es stark abhängig vom Alter des Kindes resp. der Persönlichkeit – die Fähigkeit der Geduld, entwickelt sich erst und sollte natürlich nicht unnötig überreizt werden; oder im Sinne des “das muss es lernen” als “erzieherische Maßnahme” eingesetzt werden. Zudem besteht auch hier die Möglichkeit für eine alternative Lösungsfindung.
Wichtig im Bedürfnisorientieren Leben ist es, künstliche Regeln und Grenzen zu meiden, ebenso Strafen oder logische Konsequenzen. Regeln, Konsequenzen und Grenzen gibt es von Natur aus schon unzählige, verzichten wir daher daheim auf alles Unnötige und künstlich erzeugte. Das schafft ein entspanntes miteinander.
Eigene Grenzen/Glaubenssätze sollten immer hinterfragt werden, um offen und zugänglich zu bleiben.
Ebenso hat die achtsame Kommunikation auf Augenhöhe oberste Priorität. Behandeln wir unsere Kinder niemals von oben herab, drohend oder minderwertig – egal ob kleine Menschen oder der große Mensch – alle haben Gefühle, wollen gesehen, gehört und gebraucht werden.

Natürlich zählen innerhalb der Familie auch die Bedürfnisse der Älteren/Erwachsenen.
Daher ist das Abwägen der Bedürfnisse unumgänglich. Auch “unden” (Bedürfnisse der einzelnen zusammen in Einklang bringen) ist eine gute Möglichkeit. So können bestenfalls alle Bedürfnisse gleichermaßen gestillt werden.
Sollte dies einmal nicht möglich sein, ist aushalten, Frust und Wut des Kindes akzeptieren, begleiten und empathisch auf das Kind eingehen, der einzige sinnvolle Lösungsweg.

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